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Brauchen wir multiprofessionelle Teams in der Schule? Wie gelingt die Zusammenarbeit? Antworten für Schulleitungen

Wenn wir eine Ganztagsschule gestalten, Inklusion verwirklichen oder der täglich herausfordernden Heterogenität unserer Schülerschaft gerecht werden möchten, können multiprofessionelle Teams wesentlich zum Gelingen beitragen. Neben den Klassenlehrer*innen sind Förderschullehrer*innen, Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen, Sozialarbeiter*innen und Integrationshelfer*innen wichtige Professionen, um ein solches Team zu bilden. Zusammen werden Lösungen für tägliche Herausforderungen gefunden. Langfristig können größere Veränderungen, wie die inklusive (Ganztags-)Schule, gemeinsam erreicht werden.  

 

In der Zusammenarbeit kommen unterschiedliche Berufsperspektiven, persönliche Charaktere und pädagogische Meinungen zusammen, was idealerweise eine ganzheitliche Betrachtung, z.B. eines Kindes mit Förderbedarf, und eine Arbeit "Hand in Hand" bedeuten kann. Möglich ist jedoch ebenso Verständnislosigkeit oder gar Arroganz den anderen Professionen gegenüber. In auf sich gestellten multiprofessionellen Gruppen kann passieren, dass Grabenkämpfe ausgetragen werden, um die jeweils eigene Sichtweise zu behaupten. 

 

Wie gelingt also, dass ein Team unterschiedliche Professionen zum Wohl der Schüler*innen zu nutzen versteht?

Respekt und Wertschätzung

Wichtigste Voraussetzung nach meiner Erfahrung ist, dass die Schulleitung allen Professionen gegenüber Respekt und Wertschätzung vorlebt. Dies kann gelingen, indem sie sich von den unterschiedlichen Stärken der an der Schule  vertretenen Berufsgruppen überzeugt und selbst kleinste Beispiele multiprofessioneller Zusammenarbeit positiv in der Schulöffentlichkeit herausstellt.

 

Ein Zeichen der Wertschätzung kann zudem sein, gerade multiprofessionellen Teams geeignete Maßnahmen zur Teamentwicklung zu ermöglichen, um bereits gelungene Zusammenarbeit zu stärken oder Teamschwierigkeiten professionell zu begegnen.

 

Ein von der Schulgemeinschaft gemeinsam abgestimmtes Konzept, in welchem Sinn und Regeln wertschätzender multiprofessioneller Zusammenarbeit dargelegt sind, unterstreicht den hohen Stellenwert. Neuem Personal - gleich welcher Profession - wird so der Einstieg erleichtert. Neue Kolleg*innen werden mit konzeptionell fundierter Wertschätzung Teil der multiprofessionellen Arbeit an der Schule.

Unterricht und Erziehung

Darüber hinaus braucht es meiner Ansicht nach neue Denkbilder. In einem solchen Bild ziehen alle Akteure einer Schule zum Wohle der ihnen anvertrauten Schüler*innen für deren Bildung und Erziehung an einem Strang. Häufig kann nämlich das Elternhaus die Erziehung der Kinder nicht umfänglich übernehmen (wenn beispielsweise beide Eltern berufstätig oder Mutter bzw. Vater alleinerziehend sind). Lernangebote für ein respektvolles Miteinander, Wertevermittlung, Konfliktlösung und differenziertes Fördern und Fordern sind deshalb wichtige Aufgaben von Schule geworden. Im Denkbild wird eine Schulgemeinschaft allen Schüler*innen individuell gerecht.

 

Dabei ist die multiprofessionelle Kooperation von großem Vorteil.

Erst wenn Erzieher*innen, Schul-Sozialarbeiter*innen oder Integrationshelfer*innen nicht primär als Entlastung für Lehrkräfte eingesetzt werden, sondern ihre Expertise im Team eine gleichwertige Rolle spielt, kann dieser Vorteil zum Tragen kommen.

Ausschlaggebend hierfür ist das Training einer lösungsorientierten Kommunikation auf Augenhöhe.

 

Sie setzt oft im teamkompetenten gemeinsamen Ringen um die beste Lösung zusätzlich innovative Ideen für weiterreichende schulische Veränderungen frei, z.B. die Einführung eines gemeinsam getragenen Ganztags. Das multiprofessionelle Team informiert und inspiriert sich gegenseitig. Dadurch können Unterricht und Erziehung zunehmend für den Schulvormittag und -nachmittag verzahnt und gemeinsam gestaltet werden.

Struktur und Organisation

Erfahrungsgemäß wichtigstes Element ist Zeit. Multiprofessionelle Teams brauchen gemeinsame Zeiten für (Informations-) Austausch und Absprachen. Regelmäßige, gezielt vom Stundenplan ermöglichte Zusammentreffen führen mittelfristig zu einer vertrauensvolle Zusammenarbeit.

 

Im gut durchdachten, strukturierten Austausch lernen sich die Teammitglieder kontinuierlich besser kennen, wissen die Kompetenz der anderen zu schätzen und spüren Entlastung dank sinnvoll geteilter Verantwortung und Aufgaben. Jede*r im Team lernt dazu. So kann die Bereitschaft wachsen, neue Denkbilder zu entwickeln und vor allem alltagstaugliche Ideen umzusetzen. Darunter könnte sein, ein Logbuch für schwierige Schüler*innen zu führen oder Teamteaching für herausfordernde Lerngruppen zu organisieren.

 

Es reicht zu Beginn, wenn ein multiprofessionell zusammengesetztes Team motiviert ist, professionell gefördert wird und den Anfang macht. Welche Personen an Ihrer Schule könnten Sie ansprechen und für diese Weichenstellung gewinnen? Welches bereits bestehende Team können Sie unterstützen, damit es seine Multiprofessionalität zukunftsorientiert für die Schulentwicklung einsetzt?

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