"Das Schlimmste sind die Unterrichtsstörungen.
Die bringen mich aus dem Konzept und zur Verzweiflung."
Im Coaching haben wir für die so klagende Klientin eine professionelle (entlastende) Haltung gegenüber Unterrichtsstörungen erarbeitet und Maßnahmen gefunden, die sowohl zu ihrer Lehrerpersönlichkeit passen als auch geeignet sind, den störenden Schüler*innen in ihrem Unterricht durchsetzungsstark zu begegnen. Ihre Verzweiflung ist neuer Zuversicht gewichen. Sie traut sich zu, Unterrichtsstörungen zu handhaben, und sie berichtet von guten Erfahrungen.
Für Sie, Leser*innen mit einer ähnlichen Zielvorstellung, habe ich hier Haltungs- und Handlungsanregungen zusammengetragen, die sich von Ihnen mit Blick auf Ihre Rahmenbedingungen modifizieren lassen, sodass Sie sie gegen Störungen in Ihrem Unterricht nutzen können.
Entlastende Haltung gegenüber Unterrichtsstörungen
Zu einer entlastenden Grundhaltung gehört die Anerkennung dessen, dass Unterrichtsstörungen "in der besten Familie" (Klasse) vorkommen. Sie sind normal und nicht darauf zurückzuführen, dass Sie etwas falsch machen. Trotzdem können Sie - und sollten das auch - mit Maßnahmen experimentieren, die sich für einen eher störungsfreien Unterricht bewährt haben, für alle Seiten erleichternd wirken und Ihnen Respekt verschaffen.
Zudem sind Sie in Ihrer Rolle als Klassenlehrer*in oder Fachlehrkraft weder Eltern noch Kinder- und Jugendtherapeut*in, d.h., Ihr schulischer Erziehungsauftrag ist weder umfassend noch müssen Sie die Ihnen anvertrauten Schüler*innen heilen, z.B. von Verhaltensauffälligkeiten. Ihre Verantwortung ist hingegen zeitlich auf die vorgesehenen Schuljahre begrenzt und ergibt sich auf der Basis schulthematischer Auseinandersetzung. In diesem Rahmen ist Ihre Erziehungsarbeit am besten möglich, wenn Sie im Klassenzimmer Führung zeigen.
Bei Unterrichtsstörungen ist Ihre Führung entscheidend.
Verschiedene Unterrichtsstörungen, verschiedene Maßnahmen
Verschiedene Störungen verlangen von Ihnen unterschiedliche Aufmerksamkeit und Gegenmaßnahmen. Sammeln Sie wirkungsvolle Maßnahmen für den Umgang mit kleinen, größeren und großen Störungen - das klappt gut im Austausch mit Kolleg*innen.
Kleine Störungen sind: in die Klasse rufen, schwätzen, Arbeitsanweisungen nicht (sofort) befolgen, (...)
Größere und große Störungen sind: Wutausbruch, Provokation, verbale Beleidigungen, laute Geräusche, Werfen mit Gegenständen, (...)
Es ist hilfreich, sich ein persönliches Portfolio für mögliche Gegenmaßnahmen anzulegen.
Strategien für störungsfreien Unterricht - Tipps
Grundsätzlich wichtig ist, dass Sie für die Schüler*innen erkenn- und spürbar zu jedem Zeitpunkt im Unterricht die Fäden in der Hand (be-) halten. Für einen störungsfreien Beginn und Verlauf können folgende Maßnahmen zu Ihrer Führung beitragen:
- Jede Stunde mit hoher Konzentration beginnen, evtl. Ritual einsetzen (Klangsignal / Ihre stets gleiche "Start-Position" im Raum / Karte mit "Start" hochhalten ...
- Niemals Störungen übergehen!
- Auf kleine Störungen sofort und kurz reagieren, ohne den Unterrichtsfluss zu unterbrechen - freundlich Blickkontakt aufnehmen + schnell, ruhig und bestimmt auffordern: "Zuhören" / "Stift rausholen, bitte" / "Leise sein" / "Achte nicht auf XY, konzentriere dich auf die Aufgabe, bitte" ... Die nächste Stufe könnte ein strenger Blick + eine energischere Tonlage sein.
- Bei größeren Störungen: sich in die Richtung der störenden Schüler*innen bewegen, dort stehen bleiben, strenger Blick + feste Stimme "Hör(t) auf damit", evtl. vorsichtigen Körperkontakt zur Beruhigung einsetzen (Vorsicht: nur an Arm oder Schulter erlaubt!).
- Bei großen Störungen regelhaft einen Gesprächstermin mit Ihnen außerhalb des Unterrichts anordnen. Dabei ruhig und bestimmt auf diesen Automatismus hinweisen (diese Gespräche gut vorbereiten. Dazu einen eigenen Gesprächsleitfaden benutzen, Anregungen im Netz).
Ihr Gewinn: Gelassenheit und Respekt
Je mehr Sie mit Gegenmaßnahmen bei auftretenden Unterrichtsstörungen experimentieren, desto klarer werden Sie erkennen, welche Ihnen liegen und Ihre Führung im Klassenzimmer sichern. Sie werden zunehmend gelassen und erhalten Respekt.
Was sind Ihre besten Maßnahmen gegen Unterrichtsstörungen?