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Schülerfreundlicher Blick statt Rotstift im Kopf

Der Zwang zur Bewertung, somit auch zur Vergabe von schlechten Noten, kann eine gute Lehrer*in-Schüler*in-Beziehung sehr belasten. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich als Lehrkraft Ihren positiven Blick auf Schüler*innen bewahren. Wenn sich Schüler*innen 'schlecht' verhalten, oft aus 'Noten-' oder 'Schulfrust' resultierend, können Sie sonst leicht ungewollt in ein Negativ-Ping-Pong geraten.

 

Wie können Sie also Ihren positiven Blick auf Ihre Schüler*innen stärken?

 

Bewahren Sie sich Ihre schülerfreundliche Haltung - zugewandt, pädagogisch, menschlich. Erinnern Sie sich an Ihre besten Intentionen, mit denen Sie Ihren Beruf ergriffen haben (als Sie noch nicht ahnten, wie sehr der Rotstift und andere Dinge in der Schule dazu konträr stehen könnten).

 

Unterstützend empfehle ich Ihnen ein persönliches 'Er-Haltungs'-Training, indem Sie Ihren schülerfreundlichen Blick täglich aufs Neue schärfen und genießen. 

So trainieren Sie Ihren schülerfreundlichen Blick

Das Training ist denkbar einfach und wirkungsvoll. Es geht um eine kurze tägliche Morgen- und Abend-Routine, angelehnt an Übungen, die von der Positiven Psychologie entwickelt und wissenschaftlich begründet wurden.

 

Abends: 

Überlegen Sie jeden Abend, was heute mit Ihren Schüler*innen gut gelaufen ist. Insbesondere die kleinsten und kleinen Dinge sind wichtig, um Ihren positiven Blick stetig weiten zu können, ohne dabei Negatives - Kritik- und Veränderungswürdiges - zu übersehen. Ihr Blick soll realistisch bleiben, sich dabei jedoch (wieder) deutlich mehr stärken- als defizitorientiert ausrichten:

  • Wer hat mir ein Lächeln geschenkt? Wie kam das?
  • Wem habe ich ein Lächeln geschenkt? Wie kam das?
  • Wer hat sich beim Lernen bemüht? Woran habe ich das merken können?
  • Wer hat etwas von mir gut aufgenommen? 
  • Wer hat mir etwas Positives gezeigt (vielleicht unauffällig oder auf ungewöhnliche Weise)?
  • Wer hatte einen guten Grund für ein schlechtes Verhalten?
  • Wo war gute Stimmung? 
  • Wer zeigt sich in der Regel 'auffällig', und ich habe - für mich überraschend - eine gute Eigenschaft entdeckt?
  • ...

Mit der Zeit werden Sie bereits tagsüber verstärkt 'Mikro-Positives' wahrnehmen und sich dadurch Ihrer Wunschrolle als Lehrkraft näher fühlen. Sie können sich wie Ihre Schüler*innen an Ihrer zugewandten Haltung erfreuen. Wird mehr Positives passieren? Auf jeden Fall geht es weder unter noch verloren - Sie bemerken es sicher. Positives Schülerverhalten können Sie darüber hinaus als Feedback nutzen und weiterentwickeln helfen.

 

Morgens:

Starten Sie Ihren Schultag mit der Erwartung, Positives zu entdecken! Nehmen Sie bewusst gedanklich diese Erwartungshaltung ein: "Heute werde ich mit meinen Schüler*innen Gutes erleben!" Wenn Sie mögen, unterstützen Sie sich mit einer morgendlichen Mimik, Gestik oder (Power-) Pose.

 

Morgen- und Abendritual festigen im Wechselspiel Ihre schülerfreundliche Haltung, und Ihre Schüler*innen werden Sie als freundlicher wahrnehmen. Vielleicht entsteht sogar ein Positiv-Ping-Pong. Probieren Sie es aus!