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Lehrerbashing während Corona: "Wehrt Euch!"

Einmal mehr ist Hoch-Zeit für Lehrerbashing. Was haben Sie gehört? Sie seien unmotiviert, faul oder mit digitalem Unterricht überfordert? Lesen Sie hier, wie Sie sich gegen Spott und Häme in den Medien oder aus Ihrer unmittelbaren Umgebung wappnen können!

 

Begegnen Sie Lehrerbashing mit Gegenargumenten, Gegenmaßnahmen und dem hoch wirksamen Gegengift "Distanzierung", das schnell und aufheiternd wirkt.

Lehrerbashing: Gegenargumente

Lehrer*innen sind in der Regel Beamt*innen im Schuldienst. Ihr Kerngeschäft ist Unterricht. Sie setzen den Bildungsauftrag um. Sie sind an Ihrer Einzelschule im besten Fall nach den Vorgaben der KMK bzw. Ihres Landes an Unterrichts- und Schulentwicklung beteiligt. 

Sie sind also nicht verantwortlich, wenn

  • die Digitalisierung der Schulen politisch verschlafen wurde und der 2019 in Kraft getretene "DigitalPakt Schule" immer noch mehr bürokratische Hürden als Innovation vor Ort bedeutet,
  • die (neue) Online-Plattform Ihrer Schule wegen Überlastung des Wlan-Netzes ständig zusammenbricht oder Ihre Schule nicht über eine Lernplattform verfügt. Viele Plattformen dürfen gar nicht benutzt werden. In den meisten Bundesländern existiert immer noch keine Liste über die für die Schule zugelassenen Online-Plattformen, geschweige denn dies ist einheitlich geregelt,
  • Sie als Konsequenz daraus Arbeitsblätter per E-Mail oder Post versenden (nicht alle Schülerinnen und Schüler verfügen über ein digitales Endgerät), obwohl Ihnen bis heute keine dienstliche E-Mail-Adresse zur Verfügung gestellt wurde (das hält übrigens kaum jemand, der nicht in der Schule arbeitet, für möglich),
  • Sie keinen dienstlichen Laptop besitzen, weil das bisher an unüberwindbaren bürokratischen Hürden gescheitert ist (zwar ist so gut wie jedes bundesdeutsche Büro damit ausgestattet, aber kein häusliches Lehrerarbeitszimmer, das immer noch in den Privatbereich fällt),
  • es an Ihrer Schule keinen IT-Spezialisten gibt und kein*e externe*r Mitarbeiter*in für Wartung und Weiterentwicklung der digitalen Ausstattung vorgesehen ist (wie bei den meisten anderen Arbeitgebern).

Lehrerbashing: Gegenmaßnahmen

  • Besuchen Sie Fortbildungen zu digitalen Unterrichts-, Kommunikations- und Arbeitsformaten. In der methodisch-didaktisch durchdachten Dosierung eingesetzt ist das die Zukunft. Dann nämlich können Schüler*innen davon profitieren und leiden nicht wie Margie und Tommy unter einem "mechanischen Lehrer" wie in der Kurzgeschichte "Der Spaß, den sie hatten" von Isaac Asimov aus dem Jahr 1954, die aktueller nicht sein könnte (lesen Sie die Geschichte hier). Machen Sie sich fit für die richtige Digitaldosierung Ihres Unterrichts. Schüler*innen macht Schule Spaß, wenn sie dort ihre Peergroup treffen, Lehrer*innen aus Fleisch und Blut unterrichten und sie sich mit guter Medienkompetenz in der digitalisierten Welt zurechtfinden lernen.
  • Experimentieren Sie, wenn technische Möglichkeiten da sind, z.B mit der Methode "Flipped Classroom", locker übersetzt "umgekehrt wird ein Unterricht draus": Wissensvermittlung findet nicht mehr in der Schule statt, sondern dank digitaler Medien zu Hause (z.B. per Erklärvideo von Ihnen erstellt oder von Ihnen ausgesucht). Auf diese Weise gewinnen Sie wertvolle Unterrichtszeit. Ihre Aufgabe ist, in der folgenden Interaktion (bestenfalls im Präsenzunterricht, wenn die Pandemie es wieder zulässt) mit allen Schüler*innen Verständnisfragen zu klären sowie gemeinsam und individuell Übung und Festigung zu begleiten.

Lehrerbashing: Gegengift "Distanzierung"

Unter "Distanzierung" versteht man Techniken des Abstandnehmens. Hier drei Varianten, die Ihnen in unbeobachteten Momenten einfach, schnell und erheiternd Distanz zum Ärger verschaffen können:

  1. Nachäffen, buchstabieren oder singen: Äffen Sie eine spöttische Ansprache übertrieben nach oder wiederholen Sie eine böse Zeile mit hoher Stimme. Singen Sie die Worte nach einer ungeliebten Melodie als Endlosschleife oder buchstabieren Sie, z.B. " L e h r e r  s i n d  d i g i t a l  u n f ä h i g ".
  2. Zettel theatralisch vernichten: Schreiben Sie den verletzenden Satz auf einen Zettel, reißen sie ihn in 1000 Stücke und werfen Sie diese demonstrativ in Ihren Papierkorb.
  3. Pop-Up-Fenster schließen: Stellen Sie sich vor, der Satz wäre eine Art Pop-up-Fenster auf Ihrem Computer - lästig, aber unwichtig. Klicken Sie ihn gedanklich einfach weg!

Klingt alles skurril? Hilft aber. Probieren Sie es aus!

Das Wichtigste zum Schluss

Bleiben Sie gesund! Achten Sie besonders auf sich, wenn Sie während der Pandemie in der Schule präsent sein müssen. Lehrerbashing in dieser Zeit könnte nicht unangebrachter sein. Umgeben Sie sich möglichst mit den Menschen, die Ihnen und Ihrer Arbeit Wertschätzung entgegenbringen - gerade jetzt!