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Die Abwehrfalle- Wie Sie negative Gefühle abschütteln und Berufszufriedenheit in der Schule erreichen

 

Unter Umständen nehmen wir negative Gefühle bei uns wahr, wenn wir in einer schwierigen Klasse, für einen störenden Schüler oder für eine schwierige Schülerin kein pädagogisches Mittel finden. Auch die mangelnde Anerkennung -besonders von Seiten der Schulleitung- für unseren besonderen Arbeitseinsatz, sei es, weil wir eine längerfristige Vertretung oder ein aufwendiges Schulprojekt übernommen haben, kann uns gefühlsmäßig unangenehm treffen. Wenn uns per Verkündung, Verordnung oder Erlass Veränderungen an der Schule vorgeschrieben werden, kann es sein, dass wir genervt auf beispielsweise Inklusion, Ganztag, Classroom Management, Binnendifferenzierung oder Bildungscloud reagieren.

 

Mal spüren wir leichten Unmut, zunehmend schwillt uns aber der Kamm.

 

Was wir abwehren, ist das Gefühl kleiner oder großer Enttäuschung, manchmal auch der Hilflosigkeit oder Überforderung. 

 

 

Mit Abwehr in die Falle

 

Abwehrreaktionen entstehen meistens angesichts unserer Arbeitsbelastung und aus dem Widerstand gegen unser als störend empfundenes Gefühl. Anstatt das unangenehme, seelisch belastende Ereignis auch gefühlsmäßig zuzulassen, geben wir -ohne genaue Überlegung- womöglich Schülern die Schuld, erklären die Schulleitung für unfähig oder bescheinigen den Behörden unmögliche Entscheidungen am grünen Tisch. Wir ärgern uns, jammern und klagen, verdrängen aber unser ursprüngliches Gefühl. Zunächst kann das entlastend wirken. Je mehr wir jedoch auf diese Weise reagieren, desto wahrscheinlicher kann uns das zur Falle werden, der Abwehrfalle.

 

Oft ist es ein schleichender Prozess, immer häufiger mit Abwehr zu reagieren, sodass sich ganz unbemerkt eine Negativspirale entwickeln kann. Daraus auszusteigen ist schwer, besonders, wenn wir Kolleginnen oder Kollegen haben, die aus ähnlichen Gründen ebenfalls jammern und klagen, wodurch wir uns bestätigt fühlen. Mit der Zeit allerdings mischt sich zunehmend Unzufriedenheit mit unserem Berufsleben in unseren Gefühlszustand und wir beginnen, mit unserer Berufswahl oder mit uns selbst zu hadern. Unser Beruf macht uns weniger Spaß, die negativen Seiten wiegen immer stärker. Mehr und mehr sind wir unter Umständen von Selbstzweifeln geplagt, der Schulalltag kann so zur Qual werden und dann denken wir häufig nur noch von Ferien zu Ferien.

 

Wie können wir uns aus der Abwehrfalle befreien bzw. wie erkennen wir früh genug, dass wir hineintappen könnten?

 

Akzeptanz statt Abwehr

 

Ein erster Schritt kann sein, achtsam unsere Jammer- und Klagepunkte daraufhin zu untersuchen, ob sie wichtige Ausgangspunkte für eine Lösungssuche oder tatsächlich Abwehrreaktionen darstellen. Nehmen wir Abwehrreaktionen bei uns wahr, kann es hilfreich sein zu schauen, welche Gefühle sich dahinter verbergen. Gerade Gefühle wie Enttäuschung, Hilflosigkeit oder Überforderung entstehen häufig, weil wir mit Dingen hadern, die (ad hoc) gar nicht zu verändern sind. Gehört es nicht zu unserem Berufsleben, dass wir von Zeit zu Zeit eine Klasse unterrichten müssen, in der "es nicht läuft", oder Schülerinnen und Schüler haben, mit denen wir "einfach nicht fertigwerden"? Werden nicht von Seiten der Behörden in regelmäßigen Abständen neue Reformen verordnet, so dass wir immer wieder in der Pflicht sind, diese umzusetzen? Auch die Schulleitung und das Kollegium können wir uns nicht aussuchen. Eigentlich ist es eine Binsenweisheit, dass hiermit zu hadern, nichts bringt. Trotzdem fällt uns die Umkehrung, nämlich zu akzeptieren, was nicht zu ändern ist, oft sehr schwer.

 

Aktive Akzeptanz

  

Wirkliche Akzeptanz ist ein längerer, aktiver Prozess, der dem eigenen Handeln eine Richtung geben und unsere Berufszufriedenheit erhalten kann. Dieser Prozess beginnt immer damit, die eigenen Gefühle bewusst wahrzunehmen, d.h. gerade negative, unangenehme Gefühle zuzulassen und anzunehmen, obwohl sie im Widerspruch zu unseren Vorstellungen oder Ansprüchen stehen können. Im bewussten Akzeptanz-Prozess erkennen wir an, dass z.B. schwierige Schülerinnen und Schüler, arbeitsaufwendige Reformvorhaben, längerfristige Vertretungen, aufwendige Schulprojekte etc. Anforderungen sind, die zu unserem Beruf, unserem Bildungsauftrag, gehören und insofern nicht zu umgehen sind. Unsere negativen Gefühle, die durch eine in diesem Sinne zu unserem Beruf gehörende Situation hervorgerufen werden, achtsam wahrzunehmen, ist wichtigstes Element eines aktiven Akzeptanz-Prozesses. Es gilt, durch die bewusste Annahme unserer Gefühle eine akzeptierende Haltung und Gelassenheit gegenüber unseren beruflichen Bedingungen und Anforderungen zu entwickeln. In der Folge fallen uns dann oft Handlungsalternativen im Umgang mit diesen Situationen leichter, weil wir aus der grundsätzlichen Akzeptanz heraus aufgeschlossener gegenüber neuen Möglichkeiten sind.

 

Beispiele

  • Schwierige Schülerin / störender Schüler / "Alptraum-Klasse":                                                                            Aktive Akzeptanz von z.B. Hilflosigkeit, Überforderung, Angst, Selbstzweifeln mit möglichen Handlungsalternativen: Beratungslehrkraft oder Klassenkolleginnen/-kollegen einbeziehen, einzelnen Schülerinnen oder Schülern die Aufmerksamkeit entziehen, an der persönlichen Gelassenheit arbeiten (Entspannungstechniken, Coaching, Kollegiale Beratung...) statt unbedingt bei diesen Schülerinnen und Schülern eigene pädagogische Ansprüche verwirklichen zu wollen oder einzelne Schülerinnen oder Schüler aufzugeben.
  • Unbrauchbare bildungspolitische Reformen umsetzen:                                                                                         Aktive Akzeptanz von z.B. Wut, Überforderung, Ungerechtigkeit, Angst mit möglicher Handlungsalternative: Mit Kolleginnen und Kollegen kooperieren, gemeinsam "Brauchbares" entdecken und verwirklichen anstatt die   Behörden zu verteufeln.
  • Ausbleibende Anerkennung:                                                                                                                            Aktive Akzeptanz von z.B. Enttäuschung, Ungerechtigkeit, Ärger mit möglicher Handlungsalternative: Sich persönliche Werte vergegenwärtigen wie z.B. "Solidarität zeigen" bei Vertretungsübernahme oder "Kreativität ausleben" im Schulprojekt und eine gelebte persönliche Werte-Haltung entwickeln anstatt die Schulleitung zu kritisieren. 

Positive Energie und Professionalität

 

Auf Dauer sind wir in einem aktiven Akzeptanz-Prozess zufriedener mit uns und unserer Arbeit als wenn wir durch Abwehr von Situationen, die unveränderbar zu unserem Berufsleben gehören, immer mehr die Identifikation mit unseren Aufgaben verlieren. Im aktiven Akzeptanz-Prozess strahlen wir positive Energie aus und können uns gezielt professionell weiterentwickeln.